Mittwoch, 22. Februar 2023

Auf Umwegen nach Norden

Australien Landschaft

Durch den Grand Canyon zu den fliegenden Füchsen bis zu den Anfängen der Elektrizität.

Unterwegs nach Blackheath

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Blackheath

Viele Leute mit denen wir sprachen, unter anderem auch Rachel und “der dessen Namen nicht genannt werden soll” aus Neuseeland, hatten uns empfohlen unbedingt die Blue Mountains zu besuchen ⛰️. Diese liegen in der Nähe von Sydney und haben durch ihre steil abfallenden Hänge eine sehr einprägsame Form. So beschlossen wir also nach Coonabarabran nochmals einen Abstecher in den Süden zu den Blue Mountains zu machen, anstatt direkt weiter an die Ostküste zu fahren. Blackheath liegt auf etwas mehr als 1000m.ü.M in der Nähe des höchsten Punkts der Blue Mountains. Bei unserer Ankunft trafen wir ein „gut besuchtes“ kleines Städtchen an, das uns daran erinnerte, dass die Zeiten, in welchen wir die einzigen Touristen waren, definitiv zu Ende sind🙈. Schliesslich waren wir sogar froh überhaupt noch einen Platz auf dem Campingplatz gefunden zu haben... Kurz nachdem wir angekommen waren, brauten sich dunkle Wolken am Himmel zusammen. Da die Wetterprognosen für den weiteren Verlauf des Abends Regen und Gewitter voraussagten, zogen wir es vor unser Abendessen etwas früher auf unserem Campinggaskocher zuzubereiten. Kaum hatten wir fertig gekocht, fielen bereits die ersten, dicken Tropfen und donnerndes Grummeln in der Ferne kündete das herannahende Gewitter an. Nun regnete es zum ersten Mal auf unserem Roadtrip durch Australien und wir waren froh, auch im Innenbereich eine Sitzmöglichkeit und einen aufklappbaren Tisch zu haben.

Camping in Blackheath

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In den Blue Mountains

Eigentlich waren wir nach Blackheath gekommen, da dies die nächste Ortschaft nahe am “Grand Canyon der Blue Mountains” ist. Am Morgen früh brachen wir auf und parkierten unseren „Muggerli“ auf dem “Grand Canyon Carpark” mit Anschluss an den Grand Canyon Walk. Wie in diversen Reviews bei verschiedenen Portalen empfohlen, traten wir die Wanderung gegen den Uhrzeigersinn an 🙃. So passierten wir die Unmengen an Treppenstufen grösstenteils am Anfang und sparten uns das angepriesene Highlight der Wanderung (“Evans Lookout”) zum Schluss auf 🥾😌. Unser persönliches Highlight war jedoch am Grund des Canyons der Weg, welcher manchmal unter tief herabhängenden Felsen und dann wieder über einen Bach mit in regelmässigen Abständen ausgelegten Steinen führte. Es fühlte sich beinahe so an, als ob man über diese Steine hinwegschweben konnte 🤗! Falls es jemals einen Indiana Jones Teil 6 geben sollte, er könnte entlang dieses Canyons gedreht werden und bräuchte nicht einmal künstliche Requisiten!  Hinter jeder steilen Kurve, nach jedem engen Pfad warteten wir nur darauf, dass uns ein Archäologe mit Hut und Peitsche, dicht gefolgt von einer rollenden Kugel, entgegen rannte 🤠. Zwar blieb diese Begegnung aus, das tat dem Anblick aber keinen Abbruch. Auch wenn der Schluss mit seinen vielen Treppen durch den feuchten Regenwald nicht sonderlich angenehm war, 🥵, war der Ausflug geglückt!

Grand Canyon Walk

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Katoomba

Nach der wunderschönen Wanderung durch den “Grand Canyon der Blue Mountains” fuhren wir weiter in den Nachbarort von Blackheath namens Katoomba. Wenn wir schon den Eindruck hatten Blackheath sei von all den Touristen und Wochenendausflüglern aus dem Nahe gelegenen Sydney vollgestopft, so hatten wir nicht mit den Menschenmassen in Katoomba gerechnet. Wir konnten gerade noch den allerletzten Platz auf dem lokalen Campingplatz ergattern! Dann brachen wir auf, die “Three Sisters” (eine Felsformation), zu besuchen. Dort angekommen, waren wir nach all der ruhigen Zeit im Inland von Australien schockiert über die Anzahl der Menschen, welche hier durch die sehr touristisch ausgebaute Anlage rund um den Aussichtspunkt wuselten 😳. Nach einem schnell geschossenen Foto waren wir froh, uns aus dem Getümmel zurückziehen zu können.

Trotz der schieren Menschenmassen überall, durften wir später an diesem Abend einen Kookaburra-Vogel (auch „lachender Vogel“ genannt) von ganz Nahe betrachten 🤗. Bisher hatten wir diese lustigen Vögel immer nur aus der Ferne gesehen oder gehört. Oft hatten sie uns, unbekannterweise, am Morgen mit ihrem Gelächter geweckt oder beim Eindunkeln beim Kochen begleitet. Umso schöner war es, eines dieser lustigen Kerlchen einmal aus der Nähe sehen zu können.

Zurück auf dem Zeltplatz kamen wir gerade rechtzeitig um unserer Nachbarin zum Geburtstag zu gratulieren. Ihr Freund / Mann hatte eine grosse „Happy Birthday“-Girlande über ihr winziges Zelt gespannt. Stolz erläuterte er uns, dass er ihr dieses einmalige „Experience“ schenken wollte, um nicht die immer gleiche Geburtstagsfeier zu veranstalten. Wie schön! Nachdem sie uns sogar etwas vom Geburtstagsgebäck abgegeben hatten, machten sie sich zu einem späten Nachtessen auf und wir verschwanden im Muggerli.

Als wir am nächsten Morgen aufstanden, waren unsere Nachbarn bereits auf den Beinen. Er wirkte etwas geknickt und hatte Augenringe, sie hatte eine Miene aufgesetzt, die den Himmel über Blackheath zwei Tage zuvor wie eitel Sonnenschein aussehen liess. Darauf angesprochen, verneinten sie zwar zuerst, dass es nicht ganz so toll war wie vorgestellt, rückten dann aber doch mit der Wahrheit heraus: der gute Herr hatte den Anfängerfehler begangen ein Zweier-Zelt für zwei (erwachsenen) Personen zu kaufen… 😂 Doch er war bereits über dieses Malheur hinweg und plante den Kauf eines „viel grösseren Zelts, mit richtigem Vorzelt und LED-Lichterkette“. Anhand ihres Gesichtsausdruckes im Hintergrund, glauben wir allerdings, dass das Geld eher in eine olle Geburtstagsfete für das nächste Jahr fliessen wird… 🤪😅

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Denman

Die Fahrt von Katoomba nach Denman führte entlang der in Australien berühmten Route 69 “the mother road”. Diese Strasse ist anscheinend bei Motorradfahrern aufgrund der vielen Kurven sehr beliebt, wie uns auch die Biker-Bar / Restaurant in der Mitte der Strecke bewies. Selbstverständlich legten  wir hier einen Stopp ein um das Ganze näher zu betrachten und ein Mittagessen bestehend aus Burgern und Pommes einzunehmen 😋. Danach ging die Fahrt weiter Richtung Denman. Je näher wir dem Städtchen kamen, desto mehr Kohleminen wurden sichtbar. Selbst eine der Strassen, welche auf Google Maps noch sichtbar und als Route vorgeschlagen wurde, war mittlerweile einem riesigen Schürfgebiet gewichen. So mussten wir etwas weiter ausholen, um schliesslich doch noch via den Golden Highway an unser Tagesziel zu gelangen.

Unterwegs nach Denman

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Der Caravan Park in Denman wirkte zwar etwas älter, wartete dafür aber mit eigenem „Ensuit“ (jeder Stellplatz hat ein eigenes, kleines Bad) und einem schönen Teich auf. Letzterer, so wurden wir vom Besitzer belehrt, ist eigentlich Teil eines Flusses durch den Ort. Aufgrund der akuten Trockenheit der letzten Monate blieb aber nur noch ein kleiner Teich (australisch „Billabong“ für „Wasserloch“) zurück 😳. Als wir es uns am Teich gemütlich gemacht hatten, bemerkten wir dass es auf diversen Bäumen um uns herum immer lauter wurde. Und dann sahen wir sie: die Bäume waren übersät von dutzenden „Flying Foxes“ welche sich langsam für die nächtliche Jagd vorbereiteten! Wie schon in Sydney als wir diese grossartigen Flugtiere zum ersten Mal am Nachthimmel erspähten, waren wir auch hier hin und weg von ihrem Anblick! Und einmal mehr wünschten wir uns eine längere Tele-Linse für die Kamera 😒!

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Als wir uns später unserem natürlichen Drang hingeben und unsere eigene (😎) Toilette besuchen wollten, trafen wir auf einen anderen alten Bekannten aus Sydney: eine Huntsmann-Spider🕷️! Auch sie erschrak und flüchtete sich in Windeseile unter den Duschvorhang gegenüber der Toilette. Nett 😵! Kurz darauf kam uns der Besitzer des Parks mit einer riesigen Spraydose zur Hilfe. Zwar konnte er die knapp Handflächen-grosse Spinne nicht mehr finden, jedoch füllte er unser kleines Badezimmer präventiv mit einer giftigen Wolke der Chemie-Käule. Mit der Botschaft, dass die Spinne nun sicher nicht mehr käme, empfahl er sich bald darauf wieder.

Leider geht es im Leben nicht immer nur nach Plan und so bekamen wir während der Abendtoilette noch einmal Besuch von diesem ungebetenen Gast 🫣 Dieses Mal sorgten wir selber dafür, dass wir keinen weiteren Besuch bekamen… 🪦

Als Entschädigung für den abendlichen Schrecken konnten wir dafür die Schar Flying Foxes beim Ausschwärmen beobachten. Das war wirklich ein faszinierender Anblick!

Flying Foxes & andere Flugtiere

Unterwegs nach Tamworth

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Tamworth

Nach Tamworth brachte uns seine elektrische Geschichte. Als allererster Ort in ganz Australien erhellten hier bereits 1888 die ersten elektrischen Strassenlaternen das abendliche Geschehen. Ausserdem gilt Tamworth heute als Country-Hochburg Australiens und veranstaltet jedes Jahr das “Tamworth Country Festival”. Nicht das uns dieser letzte Fakt sonderlich interessierte, aber da wir gleich neben der “Australian Country Music Hall of Fame” hausten, wollten wir dies hier einfach erwähnen 😄.

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Und wenn wir schon bei typisch australischen Eigenheiten sind: Selbstverständlich wollten wir uns auch mehr in das Leben “Down under” integrieren und versuchten uns am Brotaufstrich “Vegemite”. Vegemite, das ist die australische, vegetarische Version vom britischen “Marmite”, und ist am ehesten mit Maggie Sauce zu vergleichen. Statt der angenehmen Süsse nach dem sehr salzigen Anfang folgt stattdessen ein sehr bitterer Geschmack, welcher sich am ehesten mit der Säure einer Limette vergleichen lässt (ohne den fruchtigen Geschmack versteht sich!). Ausserdem hat das Ganze eine Konsistenz, welche wir am ehesten mit Schmier- oder MG-Fett vergleichen würden. Nachdem wir beide mutig von diesem spannenden Hefe-Erzeugnis probiert hatten (und auch vom originalen Marmite!), liessen wir die Dose wieder in unserer Küche verschwinden. Wegwerfen kam für uns nicht in Frage! Man weiss ja nie ob während den nächsten x-tausend Kilometern das Getriebe etwas geschmiert werden muss… 🤣

PS: Marmite ist feiner 😋 (aber auch nicht wirklich gut 😉)! 

Das Städtchen an sich ist relativ klein und, für australische Verhältnisse, alt. Auch hier stehen noch einige Gebäude im Pioneer-Style, wenn diese auch Schritt für Schritt durch Neueres ersetzt werden. Neben einem Besuch in der lokalen Gelateria “Spilt Milk” (“Gingerbread” und “Pistacho” sind zu empfehlen!) und einem kurzen Einkauf, stand auch Simons erster Besuch in einem Barber Shop an. Die Preise waren zwar jenseits von Gut und Böse, aber Simon hatte es satt wie ein entlaufener Sträfling durch das Land zu ziehen. So nahm er während gut 30 Minuten auf dem, nicht wirklich bequemen, Sitz platz und liess den jungen Herr asiatischer Abstammung sein Werk vollbringen. Da des Meisters Englisch ebenfalls nicht über alle Zweifel erhaben war, wirkte Simon sichtlich angespannt, während sein Bart mit mindestens einem Dutzend Maschinen, Trimmern und Messern Bekanntschaft machte. Vor allem der Einsatz eines klassischen Rasiermessers trieb ihm ein, zwei Schweissperlen auf die Stirn 🤭. Schlussendlich verliessen wir den Laden und Simon war 50$ ärmer, sein Hals war gerötet und blutete an einigen Stellen. Doch bei der Betrachtung der, nicht vorhandenen, Symmetrie des Schnittes war er froh, dass er sich nicht noch schlimmere Verletzungen zugezogen hatte. 😅🧔🏻‍♂️

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Es werde Licht

Wie erwähnt, zog es uns eigentlich wegen der Elektrifizierung des Städtchens nach Tamworth. So besuchten wir am nächsten Tag das “Tamworth Powerstation Museum” am Ende der Hauptstrasse. Dieses wurde von Freiwilligen in den Gemäuern des alten Kraftwerks errichtet und zeigt verschiedene Artefakte der Vergangenheit. Kevin, ein älterer Herr, welcher früher selbst als Elektriker gearbeitet hatte, führte uns durch die kleinen Räume des Museums. Von einfachen Experimenten zur Stromerzeugung, über eine Ansammlung früher Steckdosen und Batterien, bis hin zu Radios, Bügeleisen und Kochherden gab es hier vieles aus den elektrischen Anfängen Australiens zu sehen. Eines der vielen kleinen Highlights war, dass die Freiwilligen es geschafft hatten, eine der ersten drei “Arc lights” (“Bogenlampen”) von Tamworth voll funktionsfähig wiederherzustellen. Am meisten erfüllte Kevin aber mit Stolz, dass einer der freiwilligen Ingenieure es geschafft hatte, einen alten, längst nicht mehr existierenden Dynamo anhand einer einzelnen Fotografie funktionsfähig zu rekonstruieren. Eines wahre Meisterleistung! 👏

Aus unserer Sicht ist ein Besuch in diesem herzigen Museum Pflicht, sollte man sich in der Nähe befinden. Der Eintritt ist mit 10$ / Person (ACHTUNG! Nur cash!) ebenfalls sehr bescheiden und die Liebe welche die freiwilligen Helfer hier investieren ist enorm! 👍

Tamworth Powerstation Museum

Unsere Route

Coonabarabran

Australien

Blackheath

Australien

Grand Canyon Walking Track

Australien

In den Blue Mountains.

Katoomba

Australien

Denman

Australien

Tamworth

Australien

Nachdem wir uns langsam damit abgefunden haben, dass wir von nun an wieder vermehrt auf andere Reisende treffen würden, war es an der Zeit an die Ostküste weiterzuziehen. Das Meer ruft! 🏝️