Samstag, 3. Dezember 2022
Singapur
Ein Besuch zwischen Merlion, Gardens by the Bay, Regen und Shopping Malls.
Scammed in Singapore?!
Rund 20min früher als erwartet, landete unser ANA-Flug von Tokyo Narita um 00:20 Uhr auf dem Singapur Changi Airport. Glücklich früher ins Bett zu kommen, wanderten wir Richtung Immigration. Wie es sich für brave Reisende gehört, hatten wir die Einreiseformalitäten bereits im Vorfeld online erledigt. Und so begaben wir uns frohen Mutes zum entsprechenden Schild vor der Einwanderungsbehörde. Doch dann, der erste Schreck: hinter den entsprechenden Schildern für “Formular ausgefüllt: ja”, bzw. “Nein”, liefen die Kolonnen wieder zusammen. Als wir dann endlich eine Stunde später dem grimmigen Beamten gegenüber standen, waren wir nur allzu froh, dass auch er keinen Bock auf eine Konversation oder Fragenstellen hatte.
Dafür war unser Gepäck schon vom Förderband geklaubt und schon beinahe auf dem Weg zum Lost & Found, als wir es den Angestellten dankend abnahmen. Es war bereits 02:00 Uhr morgens, als wir an einem Stand hinter dem Zoll eine lokale SIM-Karte kauften und von der netten Dame wissen wollten, ob wir das Taxi in die Stadt mangels Bargeld mit Karte bezahlen könnten. Uber schien sich seit Simons letztem Besuch von vor vier Jahren aus Singapur zurückgezogen zu haben und auf die Registrierung in der “Grab” App wollten wir um diese Uhrzeit verzichten. Sehr freundlich antwortete die Verkäuferin, dass sie für uns für 44 SGD (ca. 30 CHF) einen Wagen organisieren könne. Dankend nahmen wir an, wenn wir auch etwas verwundert waren, dass sie danach ihr Handy zückte und irgendetwas in Whatsapp tippte. Nach der Bezahlung erhielten wir einen Kassenzettel mit der Autonummer unseres Taxis.
Kurz darauf hatten wir erfolglos alle Taxi-Stände abgeklappert, doch nirgends war unser Gefährt zu sehen. Erst als wir uns zur “Rideshare”-Plattform begaben, fanden wir den wartenden Fahrer. Kurz vor halb drei fuhren wir also endlich Richtung Downtown, bzw. Orchard Street. Bevor uns die Augen ganz zu fielen, wollte der freundliche Fahrer von uns wissen, wer denn unser Freund sei, der ihn angeschrieben hätte? “Freund? Welcher Freund?!”, fragten wir erstaunt als er uns das Whatsapp-Profilbild eines Mannes zeigte. “Na dieser Kerl der mir direkt in Whatsapp geschrieben hatte, dass ich euch abholen soll. Wisst ihr, so läuft das eigentlich nicht! Er soll auch die offizielle Grab-App benutzen! Und überhaupt, woher hat er meine Nummer?!”, warf uns der mittlerweile etwas aufgebrachte Fahrer vor. Wir erklärten ihm, wie wir eine SIM-Karte kauften und uns die Frau anbot eine Fahrgelegenheit zu organisieren und wir keine Ahnung hätten wer dieser Typ sei und überhaupt, wir wollten nur noch ins Hotel. Als beide Parteien sich wieder beruhigt hatten, liess der Mann am Steuer auch noch die nächste kleine Bombe platzen: was wir für die Fahrt bezahlt hätten, wollte er wissen. “44 SGD”, gaben wir selbstsicher zurück. “Then you got scammed my friends!”, lachte der Fahrer ernüchternd, “the ride only costs 30 SGD”. Während sich der Fahrer die nächsten Minuten darüber ausliess, wie schwer verboten es in Singapur ist, Leute zu betrügen und dass wir dringend zur Polizei sollten und das Ganze zur Anzeige bringen, war Simon vor allem sichtlich enttäuscht, dass so etwas in Singapur vorkommen konnte. “Despaired times, my friend! Recession and COVID! Everything got more expensive!”, versuchte der Chauffeur zu beschwichtigen. Und dennoch sollten wir eine Anzeige einreichen. Wie auch immer!
Nach einem mühsamen, nächtlichen Hotel-Checkin, lagen wir um 03:30 Uhr, knapp 3h vor Sonnenaufgang endlich im Bett! Was für ein Start in Südostasien! 😵
Schwarze Muscheln für Mary
Nachdem wir einige Stunden im klitzekleinen Hotelzimmer geschlafen hatten, machten wir uns auf den Weg, das vorweihnachtliche Singapur zu sehen. Die Strassen rund um den Stadtteil Orchard waren voll von Weihnachtsdeko und immer wieder schallte Weihnachtsmusik aus den aufgehängten, gross beschilderten, von Hitachi gesponserten, Lautsprechern. Und dies bei 30° und regelmässigen Regenschauern. Ein bizarres Bild! Zumal weniger als 30% der Bevölkerung Christen sind.
Bei einem ersten Kaffee-Stopp fiel Mary ein, dass die Hörmuscheln von ihren geliebten Bose Kopfhörern sich auflösten und dass wir wahrscheinlich hier noch am ehesten Ersatz finden würden. So machten wir uns auf die Suche von Einkaufscenter zu Einkaufscenter. Von offiziellem Bose Laden, bis hin zu Musik- und Elektrogeschäften. Die Suche führte uns quer durch die halbe Stadt und auch wenn diese nur aus Einkaufszentren zu bestehen schien, blieb die Suche lange erfolglos. Erst als wir aufgeben wollten, wagten wir einen letzten Versuch in einer Bose Niederlassung in der Nähe der Marina. Und so, nach Stunden des Suchens, fanden wir die benötigten Ersatzteile, wenn auch nur in Schwarz und nicht in dem Limited-Edition-Blau von Marys Kopfhörern. Nach kurzem Hin und Her ob das optisch dann auch passen würde, schnappten wir zu und verliessen das gefühlt hundertste Einkaufszentrum des Tages. Da der Tag schon so weit fortgeschritten war, beschlossen wir die tägliche Lichtshow vor dem Marina Bay Sands Hotel zu geniessen, bevor der erste Tag in Singapur zu Ende ging.
Eindrücke von Singapur
Far Far Away auf Sentosa Island
Da wir wegen unserer abenteuerlichen Reise von Vancouver nach Singapur zwei Tage im Verzug waren, besuchten wir bereits am zweiten Tag Sentosa Island. Sentosa ist eine kleine Insel direkt im Hafenbecken von Singapur und ist einzig der Unterhaltung gewidmet. So gibt es neben einem Erlebnisbad, einem künstlichen Strand, einem Golf Course, einem Yacht Hafen, einem Aquarium und einem “Berg” inklusive Seilbahn, natürlich auch ein Erlebnispark. Bei Letzterem handelt es sich um die lokale Niederlassung der amerikanischen Universal Studios. Und genau das war unser Ziel. Nach einer kurzen MRT-Fahrt (die Singapur Version von Metro / U-Bahn) und einer kurzen Fahrt mit dem Sentosa-Express, einer Magnetschwebebahn, erreichten wir, durch einen künstlichen Berg, die erste Haltestation auf der Insel. Da wir weit vor unserem Zeitfenster ankamen, verbrachten wir die Zeit in einem Lokal eines weltberühmten Kaffeehauses aus Seattle. Neben den sündhaft teuren Kaffees, galt es auch die sündhaft teuren Flugtickets für die nächste Destination zu organisieren. Kurz bevor unsere (Besuchs-) Zeit gekommen war, machten wir ausserdem noch einen inspirierenden Abstecher in den örtlichen Lego-Store und staunten Bauklötze ab der spannenden Gebilde im Laden.
Universal Studios & Lego Store
Die Universal Studios waren leider nicht ganz so spannend wie Simon sie in Erinnerung hatte. Wegen des Regens und des ausziehenden Gewitters, waren einige Fahrgeschäfte gar ganz geschlossen. Bei anderen musste man gut und gerne eine geschlagene Stunde anstehen und einige waren Mary nicht ganz geheuer. So brachen wir nach längerem Anstehen einen Versuch “Die Mumie” zu sehen ab nachdem auch bei “Shrek” nichts mehr ging. Einzig die Wildwasserbahn im “Jurassic Park”, bei dem Simon gefühlt alles Wasser des runden Bootes abbekam (“Passiert wenn man doppelt so schwer ist wie die anderen im Boot 🙄”) und eine Show wie man einen Katastrophenfilm erstellt, konnten wir schlussendlich besuchen bevor der Park seine Tore wieder schloss. Das war wohl nix!
Gardens by the Bay
Den dritten Tag in Singapur starteten wir mit einem kurzen Spaziergang von der MRT-Station bis zum Shopping Center (schon wieder 🙄) vor dem weltberühmten Hotel Marina Bay Sands. Nicht so recht überzeugt von dem vielen Prunk, welcher zur Auswahl stand, besuchten wir stattdessen ein Ramen Restaurant ganz hinten in der Mall. Hier war es, als Simon das erste Mal echte Ramen (und nicht Instant Ramen) schnabulierte, als er mit Jan 2018 schon einmal hier war. Einige Nodogoshi-Momente später, zog es uns wieder hinaus aus dem Konsumtempel, an der Helix Brücke vorbei, entlang sich am Boden ausruhenden Arbeitern, unter dem hochoben trohnenden “Schiff” des Marina Bay Sands durch zu den Gärten.
Unser erster Stopp an diesem Nachmittag hiess “Flower Dome” und ist eine Art Botanischer Garten, auf den üblichen höher-, schneller-, schöner-Steroiden, wie es sich für Singapur gehört. Pflanzen aus aller Welt sind hier in kleinere, thematisch getrennte, Gärten angeordnet und laden zum staunen, lernen und verweilen ein. Und, weil es sich um diese Jahreszeit einfach gehört, gab es natürlich auch eine dedizierte Weihnachtsausstellung. Nicht minder schön und handwerklich noch viel spannender: überall im Flower Dome gab es Tiere und Märchenfiguren welche scheinbar nur aus Wurzeln geformt waren. Selbstredend ist das nicht wahr, wie wir an einzelnen, grossen “Alice im Wunderland”-Pilzen sehen konnten. Dennoch, die Figuren waren sehr überzeugend gemacht und zauberten uns immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht, wenn wir ein verstecktes Kunstwerk erspähten.
Flower Dome
Gleich vis-a-vis vom Flower Dome befindet sich der “Cloud Forrest”. Dabei handelt es sich um eine künstliche Nachbildung eines Berges im Regenwald, welcher nicht nur rundherum bewachsen, sondern auch mit einem natürlichen Wasserkreislauf ausgestattet ist. Das Wasser fällt von der Spitze des Berges in mehreren Wasserfällen in die Tiefe wo es wieder verdampft und die ganze Glaskuppel in einen sanften Nebel aus Wasser hüllt. Und, weil es thematisch, optisch und vor allem zeitlich so gut gepasst hatte, wurde der ganze Cloud Forrest zu einer einzigen Werbefläche für den neuen “Avatar”-Film. Genau wie die echten Pflanzen, bekamen auch die Requisiten Beschreibungstafeln mit ihren botanischen (sofern “bekannt”) und englischen Namen. Daneben gab es auch roboterisierte “Banshees” (Flugkreaturen aus dem Film), Flug-Spiele und Foto-Möglichkeiten. Das Ganze hat sich wirklich erstaunlich gut in die eigentliche Ausstellung eingefügt und war nicht so durchgeknallt, wie es nun den Anschein macht. Oder doch? 🧐
Cloud Forrest
Nach dieser Avatar-Überdosis war es nun Zeit für ein Spaziergang vor oben auf dem Skywalk zwischen den bekannten, künstlichen Bäumen von Singapur. Gerade als wir aber die Tickets kaufen wollten, erklärte uns die nette Frau am Eingang, dass die ganze Attraktion wegen des aufziehenden Gewitters bis auf weiteres geschlossen sei. Scheinbar muss Simon noch ein drittes Mal herkommen, bevor er den Wipfel-Spaziergang machen kann… 🤣 So schlenderten wir noch ein wenig durch die, am nächsten Tag beginnende, Weihnachtsausstellung bevor wir uns, durch die gewaltigen Hallen Marina Bay Sands Hotel hindurch, wieder zum Shopping Center begaben.
Doch noch vom Hunger geplagt, bestiegen wir einen weitern MRT-Zug und schlugen uns bei Satay und sonstigem Essen im berühmten “Satay by the Bay” die Bäuche voll. Dazu gab es je ein hässliches “Nitrosurge”-Guinness für läppisch 24 SGD (16.50 CHF). Satay by the Bay ist eine Art fest installierter Picknickplatz (Picknick ist verboten btw.), wo sich diverse kleinere “Restaurants” und Grillstationen befinden und um die Kunden buhlen. Doch hier bekamen wir das erste Mal die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Singapur mit über: erschreckend viele der kleinen Läden hatten die Touristen-Dürre der letzten drei Jahren nicht überlebt und erzeugten so eine etwas drückende Stimmung an diesem ansonsten so heiteren Ort.
Auf dem Rückweg zu den künstlichen Bäumen haben wir zwar die tägliche Lichtshow um wenige Minuten verpasst, dennoch waren die beleuchteten Konstrukte wunderschön anzusehen. So bestiegen wir zum letzten Mal an diesem Tag einen MRT, bevor wir im Anschluss einige Minuten durch die weihnachtlich beleuchteten Gassen zum “Yotel” spazierten. Es ist wirklich schön und sehr bemerkenswert, dass man sich in Singapur auch in der Nacht nie unsicher fühlen muss. So machen auch lauschige Abendspaziergänge echt Laune!
Eindrücke Gardens by the Bay
Unterwasser-Welten
An unserem letzten, vollen Tag in Singapur kehrten wir noch einmal auf Sentosa Island zurück, da wir noch einen Eintritt für das S.E.A. Aquarium hatten. Gleich zu Beginn wird man durch eine ca. 30m lange Röhre unter dem Haifisch Becken hindurchgeführt und kriegt so einen wunderbaren Einblick in das Verhalten dieser faszinierenden Tiere. Aber auch abseits der Haie gab es viele weitere Dinge zu sehen und zu lernen. Ein grosser Teil der Ausstellung zielt auch darauf ab, den Besuchern einen nachhaltigeren Umgang mit unseren Meeren und ihren Bewohnern zu vermitteln. Um das Ganze noch etwas persönlicher zu gestalten, war es sogar möglich kleinere Seesterne zu streicheln. Natürlich nur mit frisch gewaschenen und desinfizierten Fingern! Unser persönliches Highlight waren aber die drei Mantas, welche im Haupt-Aquarium ihre Runden drehten. Die Art und Weise wie die Tiere durch das Wasser “fliegen” ist sehr eindrücklich!
S.E.A. Aquarium
Inder in China Town
Auf unserem Rückweg zum Hotel machten wir einen Abstecher nach China Town. Noch immer waren wir auf der Suche nach Sticker der Singapurschen Flagge, um unser MacBook / iPad zu bekleben. Bereits nach wenigen Minuten mussten wir jedoch feststellen, dass in China Town erstaunlich viele Inder arbeiten und alle den selben Ramsch verkaufen. Dabei gingen sie jeweils äusserst aggressiv auf Passanten los und liessen kaum von sich ab. Erst nach vielen, nervenaufreibenden Diskussionen fanden wir einen Laden, welcher die gesuchten Kleber verkaufte. Natürlich zu völlig überrissenen Preisen. Als wir versuchten den Preis etwas zu drücken, klönte uns die Frau vor, in welcher misslichen Lage sie doch sei, dass ihr Sohn noch studieren müsse und überhaupt alles teuerer sei. Und wegen Corona wurden auch keine neuen Kleber mehr gefertigt und deshalb seien diese nun als Rarität einzustufen. 🤣 Kurz bevor wir von diesem Theater wenig beeindruckt davon laufen wollten, war der Preis dann doch ok. Den abgezockt hat sie uns ja so oder so 😒 Um unseren Frust etwas zu vergessen, ergötzten wir uns auf dem Weg zur nächsten MRT Station dafür umso mehr noch einmal an der spannenden und abwechslungsreichen Architektur von Singapur.
China Town
Des Junk Foods und Reises langsam überdrüssig, kredenzten wir am Abend in der Nähe des Hotels im Restaurant “Gretl”. Erstaunlicherweise waren die Käse Spätzle von Simon sogar wirklich gut und auch die Drinks waren sehr fein. Vor allem das Grünzeugs oben drauf 🤣.
Unsere Unterkunft
Als wir eine Unterkunft in Singapur gesucht hatten, mussten wir ernüchternd feststellen, dass es kaum (bezahlbare) Airbnb Angebote gibt. Deshalb schauten wir uns nach preiswerten Hotels um. Mit dem “Yotel” hatten wir ein solches eigentlich gefunden. Durch unsere zwei-tägige Verzögerung, begann unsere Reservierung dann aber an einem Wochenende und der Preis für die neuen Daten war etwas mehr als 50% höher! Dafür bekommt man ein sehr, sehr, sehr kleines Zimmer mit (Queenbed + Kajhüttenbett obendrauf 🙃), eine Dusche und einem WC. Das Zimmer war so eng, dass wir keinen sinnvollen Platz für unsere Rücksäcke fanden und immer wieder darüber stolperten. Der eigentliche Grund weshalb wir allen abraten dort zu nächtigen ist aber, dass es in den Morgenstunden aus der Lüftung der Dusche immer appetitlich nach einer gesunden Mischung aus Kohl und Kanalisation roch. Der Gestank war so stark, dass man davon aufwachte, wenn man am Abend vergass die Türe zum “Bad” zu schliessen. 🤢 Dazu kam noch eine kaum funktionierende WiFi Verbindung und das alles für günstige CHF 200.- pro Nacht. Dafür gibt es im Zimmer ein gut sichtbares “Yotel”-Symbol, welches man beleuchten kann. Das tröstet. Deshalb nochmals das Fazit als Reminder: geht nicht ins “Yotel” an der Orchard Road!
Nach diesen intensiven Tagen im Konsummekkas Südostasiens, zog es uns weiter in eine ärmere aber nicht minder schöne Gegend in der Region. Es wurde Zeit unsere Tauchkünste auszubauen und Neues dazu zu lernen.

































































































































































































































