Donnerstag, 24. November 2022
Vancouver
Zum Abschluss unserer Kanada „Coast-to-Coast“-Tour gönnten wir uns zwei “ruhigere” Tage in der beliebten und heiss empfohlenen Millionenmetropole Vancouver.

Letzte Unterkunft in Kanada
Nachdem wir erfolgreich von Vancouver Island zurück geschippert waren, mussten wir uns von unserem „Würgi“ (aka BMW X3) trennen. Wie bereits bei Enterprise Bedford / Halifax erlebt, ging das sehr schnell und ohne Komplikationen. Sehr toll! Da das Regenwetter und die je ~40kg Gepäck nicht zu einem Spaziergang einluden, brachte uns ein „Lyft“ (eine Uber-Konkurrenz) zu unserem nächsten Airbnb. Diese Unterkunft war insofern speziell, als dass wir angewiesen wurden niemandem davon zu erzählen. Speziell nicht den Nachbarn! Es wurde uns zwar versichert, dass der Vermieter eine Lizenz hätte aber die Nachbarn fänden Airbnb doof. Bis zu letzt überlegten wir uns also mögliche Ausreden was wir vollbepackt in diesem Wohn-Hochhaus suchen würden, nur um dann von der Anonymität der Grossstadt lieblich willkommen geheissen zu werden: Der Lift öffnete sich, wir grüssten den aussteigenden Mann asiatischer Abstammung und selbiger ging einfach an uns vorbei um sein geliefertes Essen an der Türe zu empfangen. So viel zu den Ausreden 🤷♂️
Die nächsten Stunden verbrachten wir primär damit wieder einmal zu waschen und, wie öfters, alles zwei bis drei mal in den Trockner zu werfen. Zusätzlich spannten wir, in der Zwischenzeit sehr routiniert, unsere improvisierte Wäscheleine aus Paracord (merci Victorinox!) und zwei Kordeln unserer wasserdichten Aktentaschen quer durch die Küche.
Grossraum Vancouver
Bis zu unserer Weiterreise nach Singapur blieben uns noch zwei ganze Tage in Vancouver. Natürlich ist das viel zu wenig bei all den Tipps welche wir von Freunden und Bekannten bekommen haben. Um die Zeit möglichst effizient auszunutzen, stellten wir uns zwei, wie sich später herausstellte zu lange, Routen zusammen und marschierten los.
Zuerst in einen Kamera-Laden, Simon hatte seinen speziellen Selfiestick für die 360°-Kamera im „Würgi“ vergessen, dann weiter Richtung „False Creek“ und „Granville Island“. Letzteres wurde uns so oft empfohlen, dass wir da unbedingt hin mussten. Granville Island, das eigentlich eine Halbinsel ist, liegt direkt vor der Skyline von Downtown Vancouver und besticht durch seine vielen artistischen, wie auch handwerklichen Läden, welche auf neugierige Touristen warten. Zusätzlich gibt es diverse Theater, Restaurants, eine Brauerei und sogar einen Wasserpark. Am bekanntesten ist Granville Island aber für seine Markthalle, die zum einen Teil aus Essens-, zum anderen Teil wirklich aus Marktständen besteht. So setzten wir uns kurze Zeit später bei kühlem Wetter an eine der vielen Sitzmöglichkeiten ausserhalb der Halle und kredenzten unsere ausgewählten Speisen unterschiedlicher Art und Qualität. Dabei konnten wir auch mehrfach beobachten was passiert, wenn man Möwen nicht genügend signalisiert, dass man sein Essen nicht teilen will! Im Sturzflug schossen sie dabei von ihren Wartepositionen auf den Dächern, schnappten sich was immer sie in den Schnabel bekamen und stritten sich im Anschluss unter sehr lauter Geräuschkulisse um die Vorherrschaft beim Fressen. Da hatten wir nochmals Glück gehabt!
Standesgemäss unternahmen wir im Anschluss eine kurze Verdauungs-Bootsfahrt mit einem der kleinen Wasser-Bussen. Allerdings ist dies ein kurzer Genuss. Eine Überfahrt dauert je nach Strecke nur eine oder zwei Minuten bevor man seine Füsse auf den „heiligen“ Boden von Downtown setzen kann. Von da an führte uns der Weg entlang der Strandpromenade vom „Sunset Beach Park“ nach „English Bay Beach“ und schlussendlich in den „Stanley Park“. Kurz vor dem Eindunkeln erreichten wir die „Lost Lagoon“ im Park und genossen den wunderschönen Anblick, wie sich Downtown Vancouver in der Abendsonne spiegelte. Mit den letzten Strahlen des Abendlichts erreichten wir am Ende unser Tagesziel: die „Totem Poles“. Dabei handelt es sich um Totempfäle eines Stammes der „First Nation“, wie die Kanadier ihre Ureinwohner heute bezeichnen. Dank Langzeitbelichtung und Nachtmodus konnten wir die eindrücklichen Kunstwerke dann gerade noch fotografisch festhalten, bevor es finster wurde. Im schwachen Schein der Strassenbeleuchtung konnten wir immerhin eine der verschiedenen Erklärungsschilder lesen, bevor auch dies zu mühsam wurde. Nach einigen weiteren Foto-Stopps, inklusive direkt vor uns landendem Graureiher, machten wir uns auf den langen Weg zurück.
Erste Eindrücke
Vancouver Downtown
Nach diversen administrativen Arbeiten wie dem Einchecken für den Flug am nächsten Tag, Reservationen für Sehenswürdigkeiten und dem Ausfüllen der Einreiseformulare (Reisen kann auch mühsam und kompliziert sein 😊), widmeten wir den Rest des zweiten und letzten Tages ganz einem Besuch von Vancouver Downtown. Nach einem interessanten Frühstück (Lavendelkaffee, wer kennt‘s nicht?) im „Cafe Medina“, welches uns empfohlen wurde, schlenderten wir weiter zum „Vancouver Lookout“. Ein paar Dollar und eine rasante Lift-Fahrt später erreichten wir die UFO-förmige Aussichtsplattform über der Stadt. Anders als am Tag zuvor war der Himmel heute nicht bewölkt und neblig und gab deshalb einen atemberaubenden Blick über Vancouver und die umliegende Umgebung frei. Besonders die Nordseite hat es uns angetan. Die nahen, im Winter schneebedeckten, Berge (ca. 30min mit dem Auto) reichen beinahe bis zum Meer mit seinen diversen Sandstränden. Eine schöne Kombination! Aber auch sonst gab es durch die vielen Info-Tafeln viel zu entdecken und zu lesen.
Die Stadt Vancouver
Nach der Aussicht von oben, wollten wir auch unten noch etwas mehr sehen. Über die weltberühmte und wahnsinnig uninteressante „Gastown Steam Clock“ schlängelten wir uns durch die Strassen bis die Sonne im Westen wieder den Horizont berührte und die Stadt in einen Mantel aus rotem Licht hüllte. Alsdann machten wir uns auf den Weg zu unserem Airbnb, da wir am nächsten Morgen für unseren Flug früh aufstehen mussten. Nur mit einer groben Ahnung der Richtung bogen wir von einer Strasse in die nächste. Mit jedem Abzweigen wurden die Ansammlungen der Obdachlosen grösser und grösser, bevor diese durch zombie-ähnlich Menschen abgelöst wurden. Völlig versiffte, offensichtlich Drogenabhängige, starrten Löcher in den dunklen Himmel, währenddem eine verwahrloste, alte Frau mit zerrissenem Kleid einen dreckigen Kinderwagen über die Strasse schob. Ein hastiger Blick auf Google Maps bestätigte unsere Annahme: ohne es zu merken sind wir in die Nähe der Kreuzung „East Hastings Street / Main Street“, bzw. in unserem Fall „East Hastings Street / Columbia Street“ gekommen. Bei unserem letzten Facetime Call haben uns Jan und Wilma empfohlen dort nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr grosse Spaziergänge zu unternehmen… Jetzt wissen wir genau wieso. Aber, und dass wollen wir fairerweise auch festhalten, die kanadische Polizei ist enorm präsent in diesem Teil der Stadt und bei fast jedem Abbiegen kam uns ein Polizeiauto entgegen. Und dann änderte sich die ganze Szenerie wieder innerhalb nur wenige Häuserblocks. Die verschmutzten Ecken und heruntergekommenen Häuser wichen neuen, modernen Bauten die Blick auf den Yacht-Hafen versprachen und die Müllberge wurden wieder zu sauber gepflegten Rabatten am Rande des Fussgängerweges.
Müde von den ganzen Eindrücken beendeten wir den Tag relativ früh, um für die bevorstehende Reise fit zu sein. Und was das für eine Reise werden sollte….
Von den besuchten Städten war Vancouver sicher eine der abwechslungsreichsten und diversesten. Gerade auch die unmittelbare Nähe zur Natur fanden wir sehr spannend. Aber auch hier gilt: zwei Tage sind viel zu kurz für einen Besuch in dieser faszinierenden Stadt!