Dienstag, 22. November 2022

Vancouver Island

Kanada Landschaft

Roadtrip durch die grösste nordamerikanische Pazifikinsel, mit ihren wunderschönen Regenwäldern, unzähligen Buchten und zerklüfteten Klippen.

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Ganz an der Westküste von Kanada angekommen, wollten wir unbedingt noch einmal einen Roadtrip machen. Die Route sollte uns von Vancouver nach Vancouver Island, einmal quer durch diese gigantische Insel und wieder zurückführen. Also mieteten wir uns in einem Vorort von Vancouver namens Richmond ein Auto. In Richmond könnte man meinen, man sei in China gelandet. Fast alle Läden und auch diverse Schilder sind auf Chinesisch angeschrieben. Wie uns erzählt wurde, kommt man mit Mandarin in Vancouver und insbesondere in Richmond super durch, an einigen Orten vielleicht sogar besser als mit Englisch 🤷‍♂️. Nachdem wir zwei Nächte den 80er-Jahre/China-Charme geniessen konnten, ging es dann am 11. November endlich los mit unserem Auto, welches wir kurz darauf „Würgi“ tauften (ein entsprechendes Sicherheitsfeature zog jedesmal kurz nach dem Anfahren den Sicherheitsgurt komplett an und würgte uns). Der 11. November ist im Commonwealth und somit auch in Kanada ein Feiertag namens „Rememberance Day“, an welchem den Soldaten gedenkt wird, die im Dienst gefallen sind.

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Nanaimo

Der erste Abschnitt unseres Roadtrips führte uns von Richmond zu Tsawwassen und von dort mit der Fähre zum Duke Point bei Nanaimo. Während der rund 2-stündigen Überfahrt konnten wir in der Ferne sogar mehrere Orcas 🐳 beobachten, wie sie aus dem Wasser sprangen und schliesslich wieder abtauchten.

Angekommen in Nanaimo machten wir einen Wocheneinkauf für das Frühstück der nächsten Tage. Mittlerweile hat es sich so eingespielt, dass wir meistens nur am Abend und selten auch mal mittags auswärts essen. Das Airbnb von Troy & Carol in Nanaimo war tadellos und ganz im Seemannstil dekoriert.

Auf die Empfehlung von Troy hin, gingen wir im griechischen Restaurant Asteras essen. Wir waren froh, endlich wieder einmal etwas anderes Essen zu können als diese ewigen Burger und Pizzen, die es in Kanada wie auch in den USA gefühlt an jedem Ecken gibt. Und hej, das Essen als auch die Atmosphäre versetzten uns direkt wieder nach Griechenland 😊.

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Cathedral Grove

Am nächsten Tag fuhren wir weiter Richtung Port Alberni und machten beim bekannten Cathedral Grove halt. Das ist ein uralter Regenwald mit teils bis zu 800 Jahren alten Bäumen. Die grössten dieser Giganten sind über 75m hoch und haben einen Umfang von 9m. Dieser Wald wurde bei der Abholzung verschont und ist im heute geschützten MacMillan Provincal Park gelegen. Wenn man über die Holzstege zwischen den mit viel Moos bewachsenen Bäumen wandelt und das Sonnenlicht durch die Wipfel dieser Giganten (meistens Douglas fir) bricht, kommt man sich vor wie aus der Zeit gerissen und in einen Märchenwald versetzt. Einfach nur wunderschön 🤗🌲. 

Während wir über die Holzstege wanderten, kamen wir mit einem älteren Pärchen aus der Umgebung ins Gespräch. Sie erklärten uns z.B. woher die Einkerbungen an vereinzelten alten Baumstümpfen kommen: Bevor der Wald zum Schutzgebiet erklärt wurde, sind einige der Giganten abgeholzt worden. Da die Bäume unten jedoch einen zu grossen Umfang für die Sägen hatten, wurden Einkerbungen in den Stamm geschlagen, in die man dann ein kleines Metallstück steckte, auf welches man stehen konnte. Damit konnte eine höhere Position und entsprechend auch ein kleinerer Umfang des Baums erreicht werden, um diesen zu fällen. Dabei seien immer wieder Arbeiter gestorben, da sie das Gleichgewicht verloren hätten und einige Meter in die Tiefe stürzten. Im Gegenzug für die vielen spannenden Informationen zu den Riesen rund um uns, wollte der Spaziergänger dann wissen, wie wir als Schweizer Kanada so fänden. Als wir im erklärten, dass die Landschaft sehr schön und oft erstaunlich ähnlich wie unsere Heimat sei, jedoch viel grösser, lachte der Mann auf und meinte: “In Europa sind 100km weit und in Kanada sind 100 Jahre alt!”. Damit traf er den Nagel auf den Kopf!

Uralter Märchenwald

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Port Alberni

Damit wir genügend Zeit für Cathedral Grove hatten, planten wir auf der Strecke zwischen Nanaimo und Ucluelet einen Zwischenhalt in Port Alberni ein. Spätabends, müde aber sehr happy über den wunderschönen Tag, trafen wir schliesslich in unserem neuen Airbnb ein. Die Unterkunft von Naomi, welche wir für diese Nacht gebucht hatten, war ein Tiny House. Da insbesondere Mary sehr angetan ist von Tiny Houses, wollten wir das nach unserem Erlebnis in Urbania nochmals wiederholen. Das Häuschen war ein umgebauter Trailer und mit allem Nötigsten ausgestattet, wenn auch nicht ganz so fancy mit diversen coolen Stauräumen und Mehrfachverwendungen von Möbeln, wie das z.B. in “Living Big In A Tiny House” zu sehen ist. Dennoch: der Platze reichte für uns und der Ausblick aus dem Schlafzimmerfenster direkt auf den Wald hatte etwas beruhigendes an sich.

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Auf dem Weg nach Ucluelet 9
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Fahrt nach Ucluelet

Nach einer angenehmen und sehr ruhigen Nacht in unserem Tiny House in Port Alberni ging es weiter Richtung Ucluelet. Der erste Halt war kurz danach bei einer Raststätte am Taylor River. Das Wasser des Flusses dort schimmert azurblau und war so klar, dass man direkt den Boden sah. Im Sommer wäre ein Bad in diesem wunderschönen Flussabschnitt sicher sehr angenehm gewesen. Uns pfiff jedoch eiskalter Wind um die Nasen und so sahen wir von einem Bad ab. 😅 So fuhren wir also nach kurzer Zeit weiter.

Nach einigen weiteren Kurven und gefühlt kaum weitergefahren, erschien nach einer 90°-Kurve um einen Felsen herum eine Landschaft wie von einem Werbeplakat. Das Wasser rauschte durch den Kennedy River, links und rechts des Flusses erstreckten sich mächtige Wälder und in der Ferne erhoben sich Berge mit schneebedeckten Spitzen. Das teils ausgetrocknete Flussbett bestand an dieser Stelle aus gigantischen, vom Fluss abgeschliffenen, Steinen. Mächtige Baumstämme, in der Aussenkante einer Kurve des Flusses abgelegt, zeugten davon, dass hier wahrscheinlich während der Tauzeit noch sehr viel mehr Wasser fliesst.

Taylor & Kennedy River

Nach einer ausgiebigen Fotosession an dieser Stelle des Flusses ging die Fahrt weiter. Schliesslich kamen wir in der Schlange vor dem Rotlicht der Baustelle zum Stehen. Da war sie also, diese Baustelle zur Strassenerneuerung, von welcher uns bereits erzählt wurde. Je nach Ankunftszeit müsse man eine ganze Weile ausharren, bevor es weiterginge. Nun ja, selbstverständlich hatten wir einen Volltreffer gelandet und durften somit fast eine Stunde in der Schlange stehen 😅. Dann aber ging es endlich weiter. Die Baustelle war rasch überwunden und es folgte eine längere Fahrt mit vielen Kurven und einem auf und ab durch die Hügelzüge. Schlussendlich führte uns ein Abzweiger, rechts nach Tofino, links nach Ucluelet, zu unserem nächsten Ziel.

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Ucluelet

In Ucluelet, von den Einheimischen „Ukee“ genannt, angekommen, machten wir uns auf die Suche nach unserem Airbnb. Schliesslich fanden wir die Einfahrt zum Haus, versteckt zwischen Bäumen am Rainforest Drive. Wir wurden sogleich von Sophie begrüsst und in unsere kleine Wohnung für die nächsten Tage geführt. Gleich beim Betreten des Airbnb‘s strömte uns ein sehr wohlriechender, aber dezenter Geruch entgegen 🤗. Der Grund dafür war schnell gefunden: Ein kleiner Spray, der auf diverse Steine in der Wohnung aufgetragen worden war. Sehr angenehm!

Kurze Zeit später lockte uns der Ruf von Seelöwen nach draussen (ja, die hörte man im Haus!). Auf der Suche nach ihnen begaben wir uns zum kleinen Hafen. Schliesslich entdeckten wir sie auf einem Steg liegend in einer weiter entfernten Bucht. In der Hoffnung einen genaueren Blick auf sie werfen zu können, liefen wir durch den Hafen und bis ans Ende des Dorfes in eine Bucht, immer geführt von den einprägsamen Oink-Oink-Lauten. Bei Sonnenuntergang erspähten wir endlich den gesuchten Steg mit den Seelöwen. Da sich dieser jedoch auf Privatgelände mit „Zutritt verboten“-Schildern befand, mussten wir uns mit einem Blick aus der Ferne auf die mächtigen Tiere begnügen. Völlig ausgehungert, aber fasziniert, dass wir frei-lebende Seelöwen gesehen hatten, liefen wir in der Dunkelheit ins Dorf zurück. Da die Touristen-Saison schon lange vorbei war, war die Restaurantauswahl sehr beschränkt. Wir fanden jedoch im „Cedar Grill“ jeweils ein fantastisches Gericht. Simon einen tollen Burger mit Pommes und Mary einen Wildlachs mit Reis begleitet von Broccolini und Randen. Dazu gab es für jeden ein Guinness. Das Restaurant als auch das jeweilige Menu von diesem ersten Abend hatte uns so überzeugt, dass wir auch die nachfolgenden zwei Abenden das selbe am gleichen Ort assen 🤣🤗.

Eindrücke von Ucluelet

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Über den Verlauf von zwei Tagen wanderten wir den Wild Pacific Trail. Eigentlich ist der Trail nur knapp 10km, aber wir mussten dazwischen jeweils auch zum nächsten Abschnitt des Trails spazieren, da dieser irgendwie in mehrere Stücke unterteilt ist. Ausserdem waren wir so fasziniert von der absolut atemberaubenden Natur, dass wir nur sehr langsam vorankamen und immer und immer wieder stehen blieben um die Klippen, das Meer, die Bäume und den Sonnenuntergang zu geniessen.

Wild Pacific Trail

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Fahrt nach Tofino

Nach 3 Tagen im wundervollen Ukee fuhren wir weiter Richtung Tofino. Unterwegs machten wir Halt und besuchten die Halfmoon Bay. Der Weg führte uns mitten durch den Regenwald und schliesslich über einen langen Holzsteg und viele Treppen zur besagten Bucht. Dort eingetroffen, stockte uns der Atem. Der Sand war eingefroren und die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich nur langsam durch das Dickicht des Regenwaldes. Wo sie aber auf den Strand trafen, brachten sie die Eiskristalle zum glitzern und zauberten eine unwirklich anmutende Szenerie vor unsere Augen. Zusätzlich waren wir einige Minuten ganz alleine in der Bucht und genossen dieses Schauspiel der Natur ungestört. Später fanden noch weitere Ruhe-Suchende den Weg zum Strand.

Da bei unserem Besuch Ebbe herrschte, kletterten wir auf die zerklüfteten Felsen entlang der Küste und entdeckten dabei Seepocken, Muscheln und Seeanemonen in Pfützen und Rinnsalen. Wir hatten gelesen, dass hier auch manchmal Seesterne zu sehen sind, konnten jedoch keine finden. Als nach und nach der Meeresspiegel wieder stieg, machten wir uns auf den Rückweg zum Strand.

Halfmoon Bay

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Tofino

Tofino ist ein Surferstädtchen. Im Sommer sehr beliebt, kurz vor Wintereinbruch aber fast ausgestorben. Es gab nur wenige Touristen und die meisten Lokale waren geschlossen. 

Da unser Airbnb etwas ausserhalb von Tofino lag, kauften wir im Co-Op alle Zutaten für Frühstück und Älplermagronen ein. Letzteres waren schlussendlich eine Art Hörnli, aber es hat damit geklappt und reichte sogar für zwei Abendessen 🤗. Unsere Unterkunft bot neben Kochmöglichkeiten auch diverse Spiele. So verbrachten wir schlussendlich einen ganzen Abend und den darauffolgenden Morgen damit die beiden Puzzle zusammenzusetzen.

Einem Tipp der Verkäuferin im Liquor Store folgend, brachen wir am Abend Richtung Tonquin Beach auf. Dort erlebten wir einen weiteren, unglaublich schönen, Sonnenuntergang. Atemberaubend!

Am dritten und letzten Abend gingen wir im “Shelter” Abendessen, einem der zwei Restaurants, die auch noch nach 17:00 Uhr geöffnet waren. Da es Freitagabend war und wir keine Reservation hatten, wurden wir “leider” mit Plätzen vor dem eingefeuerten Kamin “abgespeist”. Und so genossen wir ein, für Kanada aussergewöhnlich gutes Essen vor dem knisternden Feuer im Blockhütten-Interieur des Restaurants. 😍

Eindrücke von Tofino

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Black Creek

Im letzten Routenabschnitt ging es nach Black Creek, etwa eine Stunde von Nanaimo entfernt. Die lange Fahrt von Tofino zurück an die Ostküste von Vancouver Island führte uns über das „Rückgrat“ der Insel. Im Gegenzug z.B. zu Cape Breton in Nova Scotia gibt es hier keine Ringroute sondern nur einen einzigen grossen Highway (wie eine Wirbelsäule), von dem Strassen in verschiedene Täler abgehen. Will man an einen anderen Ort, muss man aber meist alles zurückfahren und dann über diesen Highway zum nächsten Abzweiger navigieren.

In Black Creek hatten wir uns nochmals ein Airbnb ausgesucht. Da diese Unterkunft weit ab von diesem Dörfchen eingebettet zwischen Wald und Meer lag, kauften wir uns für dir nächsten Tage Vorräte im gigantischen Walmart von Courtenay ein. Eigentlich wollten wir auch in Black Creek noch etwas wandern gehen, da es jedoch die nächsten zwei Tage regnete und neblig war, kam es nicht dazu. Dafür hatten wir genügend Zeit einen Plan für den weiteren Verlauf unserer Weltreise zu schmieden.

Unsere Route

Nanaimo

Kanada

Port Alberni

Kanada

Ucluelet

Kanada

Tofino

Kanada

Black Creek

Kanada

Richmond

Kanada

Cathedral Grove

Kanada

Wild Pacific Trail

Kanada

Halfmoon Bay

Kanada

Tonquin Beach

Kanada

Taylor River

Kanada

Kennedy River

Kanada

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Vancouver Island hat uns sehr gut gefallen. Während unserer 10-tägigen Reise konnten wir jedoch nur Ausschnitte davon sehen. Es gäbe jedoch noch so viel zu sehen auf dieser Insel, welche etwa 3/4x der Fläche der Schweiz entspricht, dass man gut und gerne noch mehrere Wochen darauf verbringen könnte. Wer weiss, vielleicht sehen wir ja irgendwann noch etwas mehr davon…